Das Yogasutra (Sanskrit: योगसूत्र yogasūtra n. "Yogaleitfaden")
ist ein zentraler Ursprungstext des Yoga. Es wurde von Patañjali einem indischen Gelehrten verfasst, der vermutlich im 2. Jh. v. Chr. lebte. Wörtlich übersetzt bedeutet Sutra "Faden". Das Yogasutra ist also gewissermaßen ein Leitfaden, in dem in hochkonzentrierter Form die Essenz des Yogaweges gebündelt ist. Es ist eine der ältesten Überlieferungen der Yogatradition.
Das Yoga-System des Patanjali beschreibt in acht aufeinander aufbauenden Stufen den Weg zur Selbstkenntnis. Der Schlüssel dazu ist die Beherrschung des Geistes. Solange der Geist unkontrolliert bleibt, kann er sich als Begleiter unserer Sinne, dem Einfluss der materiell-sinnlichen Welt nicht entziehen. Er wird ständig von den Eindrücken der äußeren Welt abgelenkt und erlaubt uns daher keine Innenschau. Transzendenz ist daher nicht über den Geist erfahrbar.
Dieses alte erhaltene Werk über Yoga wird als Ashtanga Yoga (ashta anga - acht Glieder) bezeichnet. Diese acht Stufen bauen aufeinander auf und stellen verschiedene Schwierigkeitsgrade dar.
Die acht Aspekte sind:
1. Yama - Selbstkontrolle , Moral, Ethik – Regeln im Umgang mit unserer Umwelt:
यम yama, Enthaltung, yam- fest- halten
:: Ahimsa - Gewaltlosigkeit keiner Kreatur Gewalt antun
- Selig die keine Gewalt anwenden, denn Sie werden das Land erben-
:: Satya - Wahrhaftigkeit, in Gedanken Worten und Werken
:: Asteya - Nicht stehlen, geistig & material
:: Brahmacarya - Wandel im Brahman - im stetigen Gottesbewustsein - Enthaltsamkeit
:: Aparigraha - Keine Habsucht, Anspruchslosigkeit, nicht Horten
- Selig die arm sind vor Gott, denn Ihnen gehört das Himmelreich -
2. Niyama - Selbstdisziplin – körperlich und geistig - Anleitung zum Umgang mit uns selbst:
:: Shauca - Reinigung von Körper und Geist.
:: Samtosha-Zufriedenheit, Bescheidenheit, ausgeglichenes Gemüt, wunschlos glücklich
sein, innerer Frieden, Heiterkeit
- Selig die Frieden stiften, denn Sie werden Söhne und Töchter Gottes genannt
:: Tapas - Disziplin, innere Glut, Begeisterung- dies verlangt die rechte Unterscheidung
:: Svadhyaya - Selbststudium, Texte die zur Erlösung führen
:: Ishvara - Pranidhana, Hingabe an Gott - Vater dein Wille geschehe
3. Asana - Yoga Körperhaltungen,
आसन - āsana - „der Sitz“ werden überwiegend ruhende Körperstellungen im Yoga
(besonders im Hatha Yoga) bezeichnet. Körperliche Disziplin) Asana sollen
gleichermaßen die
Qualitäten Stabilität und Leichtigkeit haben. Patanjali Yoga Sutra 2.46
Sthira Sukham Asanam – Körperhaltung
स्थिरसुखमासनम्
sthira = kraftvoll, fest, hart, unbewegt, stabil
sukham = bequem, angenehm, genuss, leicht, entspannt
asanam = Haltung, Sitzstellung
„Die Körperhaltung sollte Stabil und angenehm sein.“
4. Pranayama - die Beherrschung des Atems, Zusammenführung von Körper und Geist durch
Atemübungen. Beherrschung des Atems, mentale Disziplin
प्राणायाम, prāṇāyāma)
Prana“ ist eine Bezeichnung für die Lebensenergie (vergleichbar auch mit Qi)
Ayama“ kann mit „kontrollieren“ oder auch mit „erweitern“ übersetzt werden.
Pranayama - bewusste
Regulierung und Vertiefung der Atmung durch Achtsamkeit und
beständiges Üben.
5. Pratyahara - Disziplinierung der Sinne, Sich-nach-Innen-Richten.
Pratyahara bedeutet wörtlich das Zurücknehmen oder Zurückziehen (von irgendwas).
Dadurch sollen Sinneseindrücke allgemein bewusster und
kontrollierbarer werden.
6. Dharana - Konzentration) धारणा, dhāraṇā, von dhri, unterstützen,
tragen, halten
Dharana ist mit willentlicher Anstrengung und mit bewusster Konzentration verbunden.
Der Übende richtet seinen Geist auf einen Gegenstand aus, das kann z.B. ein Punkt im Körper,
ein Mantra, oder die Atmung sein.
7. Dhyana - Meditation
Hält diese Konzentration (Dharana) ohne Abschweifen des Geistes an, entsteht ohne bewußtes
Zutun Meditation. Dharana, Dhyana und Samadhi werden von Patanjali auch als Samyama
(„Versenkung“) bezeichnet.
8. Samadhi (Ekstase, Versenkung, All-Einheit, Verwirklichung des höheren Selbst)
Alle acht Glieder des Yoga bilden eine untrennbare Einheit. Oft wurden sie als Stufen einer Entwicklung interpretiert, eigentlich beziehen sie sich jedoch auf verschiedene Aspekte des menschlichen Lebens, so dass sie nicht nacheinander zu praktizieren sind, sondern vielmehr einen ganzheitlichen Übungsweg repräsentieren, bei dem die verschiedenen Disziplinen zusammen wirksam werden. Als letztendliche Ziel des Yogaweges wird Samadhi genannt, die völlige Ruhe des Geistes.